Mit der 2018 im Altmärkischen Museum präsentierten viermonatigen Ausstellung wurde am Beispiel der Hansestadt Stendal gezeigt, wie Jugendkultur in der ländlichen Region einer kleinen Stadt in der DDR praktiziert wurde.
Die Ausstellung basiert auf den Ergebnissen der gleichnamigen zweijährigen Studie „Jugendkultur in Stendal : 1950–1990“, in deren Rahmen ab April 2015 über 30 Interviews mit heute 40-80-jährigen Menschen geführt wurden, die über ihre Jugendzeit in Stendal ausführlich erzählten.
Für die Ausstellung wurden Auszüge aus den Interviews als Videocollagen und Textmontagen aufbereitet sowie Originalfotos und Gegenstände aus dem DDR-Alltag präsentiert, um die Vielfalt an jugendkulturellen Ausdrucksformen und Praxen aus vier Jahrzehnten anzudeuten.
Im Sonderausstellungsbereich des Altmärkischen Museums wurden vom 22. April bis 18. August 2018 die Ergebnisse in den Themenräumen „der sound“, „der style“, „die events“ in einer multimodalen Ausstellungsarchitektur präsentiert, sodass die DDR-Jugendzeit von 1950–1990 im Spannungsfeld von offizieller Kultur und eigenproduzierter Nischenkultur mit ihren Kreativitätspotenzialen, Aktivitäten, Gesellungsformen sowie daraus entstehenden Konfliktzonen nacherlebbar wurde.
In einem wissenschaftlichen und kulturellen Begleitprogramm wurden neben einer Fachtagung Filmabende im Uppstall-Kino und Lesungen sowie Theateraufführungen vom Theater der Altmark ausgerichtet sowie „Erzählcafés“ in der Kleinen Markthalle durchgeführt.
Nach dem enormen Erfolg mit über 2.500 Besuchenden wurde die Dokumentationswebseite erstellt. Dafür wurde die Ausstellungsarchitektur mit dem Video-/Audiomaterial, Texten und Fotos übernommen, zudem finden sich dort weitere Informationen zur Studie und zur Ausstellung sowie alle Presseberichte und weitere Materialien.
Das Ausstellungsprojekt „Jugendkultur in Stendal : 1950–1990“ gehörte zu den nomminierten Auswahlprojekten für den „European Youth Culture Award“ im Jahr 2019, die Projektmitarbeiterin Aileen Pichocki erhielt 2018 den Studierendenpreis der Hansestadt Stendal und den Nachwuchswissenschaftspreis der Hochschule.
Publikationen
Mey, Günter (Hrsg.) (2018). Jugendkultur in Stendal: 1950 – 1990. Szenen aus der DDR: Portraits und Reflexionen. Berlin: Hirnkost.
Mey, Günter (2020). Interviews ausstellen. Reflexionen zum performativen Umgang mit qualitativen Daten in wissenschaftlichen Ausstellungen. Journal für Psychologie, 28(1), 108-133. https://doi.org/10.30820/0942-2285-2020-1-108
Projektinformationen
Laufzeit: 2015 – 2018
Projektleitung: Prof. Dr. habil. Günter Mey, Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften
Projektmitarbeitende: Henrike Krause, Aileen Piechocki (Projektassistenz), Jana Shlyapina, Luisa Simon, Meike Studt
Kooperationen: Altmärkisches Museum, Offener Kanal Stendal, ww.media Hamburg
Förderung: Förderkreis für den Standort Stendal der Hochschule Magdeburg-Stendal e.V.; Institut für Qualitative Forschung, Internationale Akademie Berlin; Landeszentrale für Politische Bildung, Sachsen-Anhalt; Kaschade-Stiftung sowie Kommission für Studium und Lehre der Hochschule Magdeburg-Stendal